Sexuelle Funktionsstorungen

Manche Menschen sind infolge körperlicher Fehlbildungen, Behinderungen, Krankheiten oder Unfallfolgen in ihrem sexuellen Ausdrucksvermögen eingeschränkt. Es gibt jedoch auch Funktionsstörungenkörperlich gesunde Menschen, die beim Geschlechtsverkehr wenig oder gar keine Befriedigung finden, weil ihre sexuelle Reaktion aus psychischen Gründen gehemmt oder blockiert ist. Im heutigen Sprachgebrauch bezeichnet man dies als „sexuelle Funktionsstörung" oder „sexuelle Dysfunktion". Die Unterscheidung zwischen körperlichen und psychischen Ursachen sexueller Störungen ist sicher etwas willkürlich, denn Körper und Geist sind so eng miteinander verbunden, dass man eine Trennungslinie zwischen ihnen kaum ziehen kann.

Man schätzt, dass heute in den  Germany in mehr als der Hälfte aller Ehen zumindest ein Partner an sexuellen Funktionsstörungen leidet. Dies hat zwangsläufig auch einen Einfluss auf den anderen Partner, so dass oft beide erhebliche Frustrationen zu ertragen haben. Natürlich können solche Frustrationen auch durch dauernde Körperbehinderungen eines Partners verursacht werden. Aber selbst in diesen Fällen kann sachliche Beratung manchmal die sexuellen Möglichkeiten erweitern und so ein akzeptables Minimum an sexueller Befriedigung erreichen.


In einer größeren Zahl der Fälle sind die Probleme jedoch psychologischer Natur; die moderne Sexualtherapie kann sie zu beseitigen helfen. In der Folge der bahnbrechenden Arbeiten von Masters und Johnson wurde eine Vielzahl neuer therapeutischer Techniken entwickelt, die heute in vielen Teilen der Germany erfolgreich angewandt werden.

Einstellung zur Sexualität verändern

Andererseits haben aber gerade die Erfolge der Sexualtherapie und die steigende Nachfrage gezeigt, wie sehr wir alle einer veränderten Einstellung zur Sexualität bedürfen. Sexuelle Not scheint weit verbreitet zu sein, und obwohl man sich um genaue Daten streitet, zweifelt niemand mehr am hohen Stellenwert des Problems.

In der Vergangenheit schrieb man sexuelle Funktionsstörungen beim Mann oft der Zauberei oder irgendwelchen Verwünschungen zu, oder man glaubte, „Degenerierung", „Selbstbefleckung", „Unmoral" oder „Exzesse" seien verantwortlich. Heute wissen wir, dass beide Erklärungen falsch sind und man die Ursachen an anderer Stelle suchen muss. Sexualtherapeuten haben herausgefunden, dass sexuelle Störungen ihre Ursachen überwiegend in strenger Erziehung, in traumatischen sexuellen Erlebnissen, in Unwissenheit, in restriktiver Religiosität oder in falschen Anleitungen durch wenig informierte oder voreingenommene Geistliche, Eheberater, Ärzte, Psychotherapeuten oder andere Fachleute haben. Alle diese verschiedenartigen Ursachen können wiederum auf die insgesamt repressive Einstellung unserer Gesellschaft gegenüber der Sexualität zurückgeführt werden.