Aphrodisiakum für Männer
Zuerst haben die Götter den Sex als sinnliche Erquickung und Möglichkeit zum Erhalt der Spezies erfunden – und dann haben sie ihn mit Problemen belegt. Dies alles geschah, damit wir nichts, aber auch nichts für selbstverständlich halten, sondern uns immer daran erinnern, dass alles sehr fragil und ein Geschenk ist. Was immer wir für eine Selbstverständlichkeit und uns zustehende Rechte halten, spielt dabei keine Rolle.
Aphrodisiaka bei den Völkern der Welt
So haben sich denn schon die ersten Zivilisationen mit der Frage auseinandergesetzt, wie sie die männliche Lidido steigern konnten. Auch bei ihnen war oft der Geist willig, aber das Fleisch zu schwach. Angesichts vieler Lustbarkeiten, langer Nächte mit Orgien und rauschender Feste wie im alten Rom vielleicht verständlich. Die Menschen erfanden alsbald den Begriff Aphrodisiaka, der auf die griechische Göttin Aphrodite zurückgeht. Damit werden bis heute gewisse Mittelchen benannt, mit denen man nach altem Glauben die Libido gezielt anregen oder steigern kann. Damit unterschied sich das Aphrodisiakum vom Liebeszauber, der die ganze Person erfasste und in einen amourösen Taumel versetzte. Was hatte nun die Göttin Aphrodite mit der Libido zu tun? Nun, man weihte ihr in der Antike verschiedene Kräuter und Pflanzen, denen man eine berauschende und Lust steigernde Wirkung nachsagte. Teile der Alraune, Sauerampfer, Krokus oder Stranddistel wurden gerne in den Wein gemischt oder so konsumiert. Auch bei den alten Ägyptern befasst man sich schon mit Rausch- und Erregungszuständen. Hier widmete man die dazu nötigen Ingredienzien der Liebesgöttin Hathor.Im Mittelalter ernannte man Grünkohl, Petersilie, Löffelkraut, Zimt, Nelken, Ingwer oder Muskatnuss zu Aphrodisiaka. Die Muskatnuss wird aus gutem Grund bis heute einzeln verkauft. Von all diesen Pflanzen musste man größere Mengen verzehren, um Lust zu verspüren – aber die Muskatnuss ist giftig. Im Orient erkannte man die anregende Wirkung kandierter Früchte, nutzte Gewürze wie Kardamom, Nelken, Zimt und Vanille zur Luststeigerung, Schlagsahne oder geschmolzene Schokolade zum lustvollen Abschlecken oder nahm vor dem Sexualakt ein Mahl, das Austern oder Spargel enthielt. In Afrika nutzte man die berauschende und stimulierende Wirkung der Colanuss, bei den mittelamerikanischen Indianern die Damianablätter. In China mixte man Kräuter zusammen, die man abkochen musste. Hier galten Tierpenisse als ein Lust steigerndes Mittel und wurden in getrocknetem Zustand scheibchenweise und als Pülverchen feil geboten. Im alten Indien war es das Ayurveda, das dem Thema besondere Aufmerksamkeit widmete. Pflanzenteile und ganze Gerichte wurden zur Luststeigerung zusammengestellt. Die Tomate wurde als Liebes- oder Paradiesapfel in den USA angepriesen. Man war anscheinend weltweit willens, dem Wunderglauben anzuhängen und der Natur wundersame Kräfte zuzuschreiben.
Aphrodisiaka in der Moderne
Viel hat sich an dem Willen, die Libido zu steigern und Mittelchen dafür zu erfinden, nicht geändert. Die Probleme und Wünsche sind heute wie damals dieselben. Die Medizin schweigt zum Thema, aber der Volksglauben erklärt, dass zahlreiche Pflanzenteile, Tierorgane, Gewürze oder Drogenpülverchen als Aphrodisiakum eingenommen werden können. Man muss nur einmal über einen Markt in China gehen und an Ständen mit geheimnisvollen Salben, Kräutern und Säcken stehen bleiben. Alsbald erfährt man, dass sich bis heute an dem Glauben nichts geändert hat, dass es Mittel zur Luststeigerung gibt. Was hier feilgeboten wird, ist eine breite Palette von Aphrodisiaka jeglicher Art. Dem Baumrinden-Alkaloid Yohimbin schreibt man beispielsweise anregende Wirkungen zu, weswegen es gerne in entsprechenden Präparaten verwendet wird, die man in einschlägigen Internetshops erhalten kann. Empfindliche Menschen müssen aber aufpassen, dass sie nicht mit unangenehmen Nebenwirkungen konfrontiert werden. Die Wissenschaft hält dagegen, dass man für angebliche Aphrodisiaka wie Spanische Fliege oder Bibergeil keine Wirkung nachweisen kann.
Glaube allerdings kann gelegentlich Berge versetzen, postuliert der Volksmund. Und weil das Volk auch in der Moderne so erpicht darauf ist, Aphrodisiaka mit garantierter Wirkung zu erhalten und die Pharmaindustrie gerne Geld verdient, arbeitet man auch heute daran, welche zu erfinden. Derweil müssen wir uns mit Gewürzen und Nahrungsmitteln Lust steigernde Wirkungen erarbeiten. Auch wenn wir diese gelegentlich mit Alkohol, Kokain oder Poppers unterstützen möchten, sind diese nicht als Aphrodisiaka anzusehen, denn die Lust steigernde Wirkung ist hier nicht die Hauptfunktion. Das gleiche gilt natürlich für moderne Potenzmittel wie Viagra und Co, bei denen es darum geht, die Erektion sicher zu stellen. Die sexuelle Lust muss bereits vorhanden sein, sonst passiert nicht viel.
Interessanter sind da schon gewisse Hormone wie Pheromone, Oxytocin, Östrogen, Dopamin, Testosteron, Prolactin, Serotonin oder Progesteron. Durch sie wird unser sexuelles Verhalten gesteuert und beeinflusst, aber bedauerlicherweise kann man sie nicht einfach so einnehmen. Täte man dies, würde man die gesamte Körperchemie beeinflussen und aus dem Gleis bringen. Als wirksamste Präparate mit aphrodisierender Wirkung kann man Bremelanotid oder PL6983, das Anti-Depressivum Bupropion, das Hormon Testosteron, den Farbstoff Crocin aus dem Krokus, bestimmte anabole Steroide, dopaminhaltige Drogen oder das Hormon Oxytocon ansehen. Sie allerdings gehören in die Hand eines erfahrenen Arztes. Die Lust steigernde Wirkung ist bei allen nur ein Nebeneffekt. Bei manchen sind solche Nebenwirkungen zu erwarten, dass man sie nicht als Lust steigendes Medikament einsetzt.